Martin Haase, Cordula Voigts
Fassung: 21. April 2004
Wissenschaftliche Texte zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie jegliche Entlehnung fremden Gedankengutes unter Angabe der Quelle kenntlich machen. Es gibt eine Fülle von Literatur zum wissenschaftlichen Schreiben. Einiges davon ist unten zusammengestellt. Hier soll in Ergänzung zu diesen Werken vor allem auf die Besonderheiten der Erstellung einer sprachwissenschaftlichen Arbeit eingegangen werden, denn wie in der Literaturwissenschaft oder der Geschichte haben sich auch hier Konventionen entwickelt, die sich teilweise von denen anderer Fächer unterscheiden.
In der Sprachwissenschaft kommt es natürlich auch auf die richtige sprachliche Form an, d.h. die Arbeit sollte argumentativ klar, knapp und präzise formuliert sein. Literarische Wörter und Wendungen sind unangemessen. Fachtermini sind richtig zu verwenden, auf überflüssige Fremdwörter und komplexe Schachtelsätze sollte jedoch verzichtet werden. Arbeiten sollten durchgängig entweder in der alten oder neuen Rechtschreibung gehalten sein; eine Mischung ist nicht zulässig. Grundlage für deutschsprachig verfasste Arbeiten ist die deutsche Standardsprache, wie sie durch den Duden, einschlägige Wörterbücher (z.B. Wahrig) und Grammatiken (z.B. Dudengrammatik) kodifiziert ist. Zum Verfassen einer Arbeit ist der Gebrauch solcher Hilfsmittel unerlässlich. Auch sollte man seine Arbeit Korrektur lesen lassen. Die Regeln der deutschen Typografie sind zu beachten, d.h. es sollten deutsche Anführungszeichen („...“) verwendet, Gedankenstrich (–) und Bindestrich (-) unterschieden werden und vor einem Satzzeichen kein Leerzeichen stehen. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine Hausarbeit nicht eine reine Verschriftung eines mündlichen Referates darstellt – ebenso wie ein Referat keine abgelesene schriftliche Arbeit ist.
Ein klarer und übersichtlicher Aufbau ist wünschenswert. Dazu gehören auf jeden Fall Titelblatt, Inhaltsverzeichnis, Einleitung und Schluss (die jedoch vorzugsweise nicht so betitelt werden) sowie ein Verzeichnis der verwendeten (!) Literatur am Ende der Arbeit (nach einem eventuellen Anhang). Je nach Thema und Umfang der Arbeit kommen eine unterschiedliche Anzahl weiterer Kapitel hinzu. Am besten bedient man sich der Dezimalgliederung (1.1, 5.1.3 usw.), die jedoch vier Gliederungstiefen nicht überschreiten sollte. Ein gezählter Unterpunkt muss mindestens einen Absatz umfassen, darf sich also nicht auf einen Satz beschränken. Unabhängig davon sind die Sprachbeispiele durchzunummerieren und die Seiten mit Seitenzahlen zu versehen (mit Ausnahme der Titelseite und der ersten Seite des Inhaltsverzeichnisses, letztere jedoch mitzählen). Seminarhausarbeiten sollten zwanzig Seiten nicht überschreiten.
Die Nutzung einer computergestützen Textverarbeitung ist unabdingbar. Insbesondere zum Verfassen längerer Arbeiten bzw. Examensarbeiten empfiehlt sich die Nutzung von zuverlässigen Textverarbeitungsprogrammen wie StarOffice bzw. OpenOffice oder eine Einarbeitung in LATEX. Diese Programme ermöglichen auch die Verarbeitung von Sonderzeichen.
Hervorhebungen im Text sollten sparsam vorgenommen werden (durch Kursivierung oder ersatzweise Unterstreichung), zumal solche Hervorhebungen (wie auch die Verwendung von „Gänsefüßchen“) eine spezielle Funktion haben, von der noch die Rede sein wird (vgl. 3). Ein weiterer Wechsel der Schriftart (außer für Überschriften) ist zu vermeiden. Die Arbeit sollte auf einseitig bedrucktem DIN-A4-Papier zusammengeheftet oder im Schnellhefter abgegeben werden. Bitte ausreichend Rand lassen, nicht zu engzeilig schreiben und vorzugsweise ungebleichtes Umweltpapier verwenden.
Sprachbeispiele sind in einer sprachwissenschaftlichen Arbeit unabdingbar. Sie können (vor allem wenn es sich um Wortgruppen oder Sätze handelt) auf einer neuen Zeile beginnen (bitte in runden Klammern nummerieren) und brauchen dann nicht kursiv hervorgehoben zu werden:
(1) [...] and yet I see thee still.
Beispiele in exotischen Sprachen müssen nicht nur übersetzt, sondern auch analysiert und glossiert werden. Man spricht auch von Interlinearübersetzung oder interlinearer Morphemübersetzung. Sehr detaillierte Hinweise dazu finden sich in Lehmann (1980). Bei den grammatischen Kategorien sollte man sich der entsprechenden (abgekürzten) Termini bedienen. Ein Abkürzungsverzeichnis ist am Ende nach dem Text (vor Fußnoten und Literaturverzeichnis) beizugeben:
(2) Gatu-a-k txori-a arrapa-tze-n du.
Katz-IDV-ERG Vogel-IDV fang_NOM-IN hab-3S.ABS.3S.ERG
‚Die Katze fängt den Vogel.‘
Primärsprachliche Belege im laufenden Text werden durch Kursivschreibung gekennzeichnet (ohne Anführungszeichen!); so kann man z.B. schreiben: „Das baskische Wort txori heißt ‚Vogel‘.“ Bedeutungen bzw. Übersetzungen werden in einfache Anführungszeichen eingeschlossen (‘...’ oder ‚...‘). Doppelte Anführungszeichen (im Deutschen: „...“) werden für Zitate (mit Quellenangabe!) verwendet: „Die Quellen muß man unmittelbar auswerten [...]“ (Eco 1992: 67, Hervorhebung im Original). Eigene Ergänzungen in Zitaten stehen in eckigen Klammern. Längere Zitate können als eingerückter Absatz (eventuell mit kleineren Typen) geschrieben werden (dann üblicherweise ohne „Gänsefüßchen“):
Früher war die Universität nur für eine Elite da. Es besuchten sie nur die Kinder von Leuten, die selber studiert hatten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, konnte jeder, der studierte, über seine Zeit frei verfügen. [Eco 1992:1]
Phonetische Transkriptionen werden durch eckige Klammern gekennzeichnet:
['ʧɔɾi], phonologische durch Schrägstriche: /ʧori/.
In der Regel bedient man sich der API/IPA-Zeichen (Association de
phonétique internationale, International Phonetic Association, vgl. IPA
1981). Man kann je nach Sprache auch andere konventionalisierte
Transkriptionssysteme verwenden (z.B. /čori/), muss sich aber für eins
entscheiden. Klammern bzw. Schrägstriche stehen nur am Anfang und am
Ende einer Transkription (d.h. nicht jedes Wort einklammern!). Wenn ein
nummeriertes Beispiel nur aus einer Transkription besteht oder wenn die
Transkription nicht von einer orthografischen Repräsentation
unterschieden werden muss, können die Klammern auch weggelassen werden.
Einzelne Grapheme werden gelegentlich durch spitze Klammern
gekennzeichnet:
Zitiert wird in der Regel in Kurzzitierweise (Name des Autors, Jahr,
Seitenzahlen), und zwar im fortlaufenden Text, ggf. in runden oder
eckigen Klammern. Die Verwendung von Fußnoten zur reinen Angabe von Quellen ist in der Sprachwissenschaft unüblich. Verweist man mehrmals hintereinander auf dasselbe
Werk, reicht die Angabe ebd. (ebenda), id. (idem) und die
Angabe der Seitenzahl.
Die Kurzzitierform verweist auf das nach Autoren alphabetisch sortierte
Literaturverzeichnis am Ende der Arbeit. Es gibt verschiedene
Konventionen; für eine muss man sich entscheiden (siehe
Duden oder Fachzeitschriften wie Language).
Nützlich ist, dass selbständige Publikationen (Titel kursiv oder
unterstrichen) von unselbständigen (Aufsätze in Zeitschriften oder
Sammelbänden, Titel in Anführungszeichen) unterschieden werden.
Hier einige Muster:
Die Jahreszahl kann (einheitlich!) auch am Ende (ggf. vor der Seitenzahl)
stehen. Gängige Zeitschriftentitel können abgekürzt werden. Bei mehreren
Beiträgen aus einem Sammelband sollte dieser selbst in das Literaturverzeichnis
aufgenommen werden, so dass in der Literaturangabe bei den
Einzelbeiträgen nur die Kurzzitierweise verwendet zu werden braucht. Von
Fußnoten sollte sehr sparsam Gebrauch gemacht werden, besonders wenn sie
nicht auf derselben Seite, sondern ersatzweise am Ende des Textes (vor
dem Literaturverzeichnis) stehen. Ständiges Nachblättern der Fußnoten ist eine
Qual. Stehen die Fußnoten am Ende, so folgen sie dem
Abkürzungsverzeichnis, gehen aber dem Literaturverzeichnis voraus.
Eco, Umberto (1993): Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften. 6., durchges. Aufl. Heidelberg: C.F. Müller.
IPA (1981 [1949]): The Principles of the International Phonetic
Association, being a description of the International Phonetic Alphabet
and the manner of using it, illustrated by texts in 51 languages. London: IPA/University College. [Auch viele Lehrbücher
enthalten entsprechende Tabellen.]
Kruse, Otto (2002): Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. 8., durchgesehene Aufl. Frankurt/Main: Campus.
Lehmann, Christian (1980): Guidelines for Interlinear Morphemic
Transcription. Köln: Institut für Sprachwissenschaft. [Für
Perfektionisten!]
Merkel, Johannes: Wie halte ich ein Referat? Wie schreibe ich eine wissenschaftliche Arbeit? (Stand: 17.04.2004) [Unter Download-Links findet man auch noch andere nützliche Dinge, z.B. mehr Literatur zu Arbeitstechniken.]
Standop, Ewald/Matthias Meyer (1998): Die Form der wissenschaftlichen Arbeit. 15., überarb. Aufl. Wiesbaden: Quelle & Meyer 1998.
Quellenangaben, Literaturverzeichnis, Fußnoten
Abkürzungen
ERG
Ergativ
IDV
Individualisierer
IN
Inessiv
NOM
Nominalisierer
PRS
Präsens
S
Singular
Literaturverzeichnis